Geschichte der Weihnachtsbräuche

Das weihnachtliche Brauchtum wurde in den Krippenspielen
 als besondere geistliche Schauspiele verchristlicht
 und seit dem 16. Jahrhundert in den Weihnachtskrippen
dargestellt. Die szenischen Darstellungen sind erstmals
 im 11. Jahrhundert in Frankreich fassbar.

Das heute im deutschen Sprachraum übliche Weihnachtsfest
 in der Familie mit Weihnachtsbaum, Weihnachtsliedern,
 Krippe, Geschenken und einem Gottesdienstbesuch
ist eine kulturelle Ausformung der Bürgerfamilie des
 19. Jahrhunderts (Biedermeier). In der volkskundlichen
und germanistischen Forschung wurde bis zur ersten Hälfte
 des 20. Jahrhunderts – unter anderem von den Brüdern Grimm
– vermutet, es müsse sich um eine sehr alte Tradition handeln,
 und man versuchte, eine Kontinuität bis in das
germanische Altertum zu konstruieren. So wurden
 die Weltenesche des germanischen Mythos oder
 der Mittwinterbaum als unmittelbare Vorläufer
 des Weihnachtsbaumes angesehen. Dies lag auch auf
der Linie des Nationalsozialismus, der das Weihnachtsfest
 mit der germanischen und skandinavischen Jul-Tradition
 zu vermischen suchte.

Bräuche

Bei der Erklärung der spezifischen Ausprägung
 des Weihnachts- und Adventsbrauchtums in Mitteleuropa
darf nicht übersehen werden, dass das meiste davon
 in einer klimatisch von kaltem, dunklem Winter
gekennzeichneten Zone entstand. Auf der Südhalbkugel
 fällt Weihnachten in den Sommer, was zu anderen Bräuchen
 führt. Der immergrüne Tannenbaum hat dort keine
entsprechende Symbolkraft.

Vorbereitung

Dem Weihnachtsfest am 25. Dezember geht die
vierwöchige Adventszeit voraus. Sie war ursprünglich
 eine Fastenzeit, die die Alte Kirche in die Zeit
 zwischen dem 11. November und dem Fest der Erscheinung
 des Herrn am 6. Januar legte. Die Adventszeit
in ihrer heutigen Form geht zurück auf das 7. Jahrhundert.
 Es waren zunächst zwischen vier und sechs Sonntage im Advent,
 bis Papst Gregor die Adventszeit für den römischen Ritus
 ihre Zahl schließlich auf vier festlegte.
 Im ambrosianischen Ritus ist die Adventszeit
 allerdings auch heute noch sechs Wochen lang.
 Seit 1917 ist das Adventsfasten im katholischen
Kirchenrecht nicht mehr verpflichtend festgelegt.
In die Adventszeit fallen zahlreiche Bräuche,
wie der Adventskalender, der die verbleibenden
 Tage bis Weihnachten anzeigt, das Aufhängen
eines Nikolausstiefels an die Haustür am Abend
 vor dem Nikolaustag, und der Weihnachtsmarkt,
der in vielen Städten anzutreffen ist.

Tannenbaum


In Mitteleuropa wird der Weihnachtsbaum
(in einigen Regionen auch Christbaum genannt)
 in der Kirche und in Wohnungen sowie auf großen
 Plätzen in den Ortschaften aufgestellt und
mit Lichterketten, Kerzen, Glaskugeln, Lametta,
 Engel- oder anderen Figuren geschmückt.
Der häusliche Weihnachtsbaum bleibt oft noch
 lange nach Weihnachten im Zimmer stehen,
oft bis zum Ende der liturgischen Weihnachtszeit.

Zwei kerzengeschmückte Tannenbäume stehen
 seit 1621 in jedem Jahr bei den Augustinern
 in Neustift rechts und links der Krippe.

Ursprung des Tannenbaums dürfte der Paradiesbaum
der weit verbreiteten Paradiesspiele am 24. Dezember
 und mittelalterlicher Mysterienspiele gewesen sein.
 Seit etwa 1800 war der geschmückte Weihnachtsbaum
 in den gehobenen Bürgerhäusern von Zürich, München,
 Wien und Siebenbürgen zu finden. Er galt zunächst
als evangelisch, bis er auch von den Katholiken
allmählich übernommen wurde. Henriette Alexandrine
 von Nassau-Weilburg führte ihn 1816 in Wien ein.
Der Krieg 1870/71 hat den Weihnachtsbaum auch
in Frankreich popularisiert. 1912 stand der erste
 „öffentliche“ Baum in New York.

Der geschmückte Christbaum ist heute zentrales
 Element der familiären Weihnachtsfeier. Bis ins
18. Jahrhundert hinein war er nur an Fürstenhöfen
 zu finden, dann in der bürgerlichen Oberschicht.
 Beim Kleinbürgertum wurde er nicht zuletzt dadurch
populär, dass der preußische König im Krieg 1870/71
 gegen Frankreich Weihnachtsbäume in den Unterständen
 und Lazaretten aufstellen ließ. Danach verbreitete
 sich der Weihnachtsbaum weiter und erhielt
 die heute als selbstverständlich empfundene
 zentrale Rolle im Zeremoniell der häuslichen
Familienfeier (Kinder stehen vor der verschlossenen Tür,
 die Kerzen am Baum werden angezündet, die Tür
wird geöffnet, gemeinsames Singen, gemeinsames
 Öffnen der Geschenke, gemeinsames Mahl).
 
 
 Kirchgang
 
Der gemeinsame Besuch von Christvesper,
 Christmette oder Christnacht ist nicht nur bei
den regelmäßigen Kirchgängern unter den Christen
 ein fester Bestandteil des Weihnachtsfestes.
Zu diesen Gottesdiensten sind die Kirchen im
deutschsprachigen Raum meist sehr gut besucht.
 Gottesdienste finden, Heiligabend am Tag häufig
 mit dem Kindergottesdienst beginnend,
an allen Weihnachtstagen statt. Die Lesung
der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium
und das Singen von Weihnachtsliedern gehören
 dabei zur Liturgie

Krippe
 
Den ursprünglichsten Weihnachtsbrauch stellt
die Tradition des Krippenspiels dar,
das die Weihnachtsgeschichte anschaulich nachgestaltet.
Um die Weihnachtskrippe versammeln sich die
Familienmitglieder am Weihnachtsabend und gedenken
 der Geburt Christi. Die Geschichte der Weihnachtskrippe,
 die heute selbstverständlicher Bestandteil
 des Weihnachtsfestes ist, begann wohl
schon im 13. Jahrhundert, und die Krippe ist
 im Gottesdienst lokal wohl schon im 11.
 Jahrhundert verwendet worden. In der Burgkapelle
Hocheppan bei Bozen wurde um das Jahr 1200 die Geburt
 Jesu Christi erstmals im deutschsprachigen Raum
dargestellt. Die Darstellung gipfelte dann
in der Weihnachtsbescherung vor Krippe und Weihnachtsbaum.

Schenken in der Weihnachtszeit: Nikolaus,
Christkind, Weihnachtsmann und Wichteln
 und die Bescherung


Martin Luther hat die vorher auch in seinem Hause
 übliche Bescherung am Nikolaustag (es gibt Haushaltsrechnungen
 aus dem Hause Luther über Geschenke für das
 Gesinde und die Kinder zu St. Nikolaus aus dem Jahre
 1535 und 1536) auf den Heiligabend verlegt,
da die evangelische Kirche keine Heiligenverehrung kennt.
 Evangelischer Gabenbringer war nun nicht mehr hl. Nikolaus,
sondern der „Heilige Christ“, wie Luther das Jesuskind nannte.
 Aus dieser Abstraktion entstand in Thüringen, auch andernorts,
 das engelsgleiche Christkind. Es erscheint seit dem 17.
Jahrhundert in den weihnachtlichen Umzugsbräuchen,
in denen Maria, Josef und das Jesuskind durch die Straßen zogen
– wie heute vielerorts die Sternsinger –, begleitet
von weiß gekleideten Mädchen mit offenem Haar als Engel,
 angeführt von dem verschleierten „Christkind“.
 Nach 1800 wurde aus Knecht Ruprecht, ursprünglich
der strafende Begleiter von Nikolaus und Christkind,
 allmählich der Weihnachtsmann.

1930 brachten dem Deutschen Atlas der Volkskunde
 zufolge der Weihnachtsmann (vorwiegend im evangelischen
 Norden und Nordosten) und das Christkind (vorwiegend
im Westen und Süden und in Schlesien) die Geschenke.
 Die Grenze verlief zwischen Westfalen und Friesland,
 Hessen und Niedersachsen und Thüringen und zwischen
 Bayern und Thüringen, ging durch Südthüringen,
 südliches Sachsen bis nach Schlesien. Im 18.
Jahrhundert war es noch ganz anders gewesen:
 Der Nikolaus hatte in katholischen Gebieten
die Geschenke gebracht, das Christkind in evangelischen.
 Mit zunehmender Beliebtheit des Weihnachtsfestes
 und des Christkindes wurde der Geschenktermin
auch in den katholischen Gebieten vom Nikolaustag
auf Heiligabend verschoben, das Christkind übernommen.

Der Weihnachtsmann ist eine synkretistische Gestalt,
 die Elemente aus Nikolaus, Knecht Ruprecht
und dem rauen Percht in einer entdämonisierten
Form vermischt. Eine Zeichnung von Moritz
 von Schwind im Münchener Bilderbogen Nr.
 5 von 1848 unter dem Titel „Herr Winter“ –
der allerdings von den Menschen gemieden wird –
 gilt als frühe Darstellung, jedoch ist sie nicht
 die einzige. Ältere Schilderungen liegen in
 dichterischer Form aus Nordamerika vor,
hier „Santa Claus“ genannt. Die Kleidung,
die in Deutschland erst nach 1945 überwiegend
 rot dargestellt wird, übernahm er von Knecht Ruprecht,
den wallenden Bart von gängigen Gott-Vater-Vorstellungen.
 Im Brauchtum für Kleinkinder bringt er die Geschenke,
 bösen Kindern jedoch eine Rute.

Die nordische Sagengestalt des Nisse
 (von dänisch Niels für Nikolaus), deutsch adaptiert
als Wichtel, erinnert mit ihrer roten Mütze an
 den Weihnachtsmann. Davon abgeleitet ist der
 Brauch des Wichtelns in der Vorweihnachtszeit,
 in dem man sich gegenseitig und anonym in
 zufälliger Zuordnung von Schenkendem
und Beschenktem beschenkt.

 

Die bereits im Altertum bekannten Geschenke
zu Neujahr lebten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fort,
lokal sogar bis heute, als Geldgratifikationen an Postboten,
 Zeitungsfrau, Müllabfuhr usw. Laut Börsenblatt wurden
 2007 auch ein Fünftel der innerfamiliären Weihnachtsgeschenke
 in Form von Gutscheinen oder Geld weitergereicht.
 Die Weihnachtsbescherung geht jedoch auf die
 Nikolausbescherung zurück. Als „Lüttenweihnachten“
bezeichnet man das Schmücken eines Weihnachtsbaumes
 für Tiere im Wald mit Futter.

Weihnachtssingen

Auch im häuslichen Kreise wird am Heiligabend
 und am ersten und zweiten Festtag viel
 gesungen und musiziert.

In einer Zeit zurückgehender Kenntnisse von Volksliedern
und Kirchenliedern gehören bei vielen Menschen
 im deutschsprachigen Raum deutsche Weihnachtslieder
zum Restbestand des traditionellen deutschsprachigen
Liedguts, bei dem sie noch mitsingen können.

Im öffentlichen Raum hat sich das gemeinsame Singen
 von Weihnachtsliedern großer Menschengruppen u.
 a. in Berlin zu einer eigenen Tradition entwickelt.

Weihnachtsessen

Zu Weihnachten gehört meist ein aufwendiges
Weihnachtsmahl am ersten Feiertag, für das bestimmte
 Speisen typisch sind, wie etwa die Weihnachtsgans
oder der Weihnachtskarpfen sowie das speziell
 für die Weihnachtszeit hergestellte Weihnachtsgebäck.
In manchen Regionen gibt es am Heiligen Abend traditionell
 Gerichte wie Eintopf oder Würstchen mit Kartoffelsalat.

In Altbayern bezeichnet man das für den Weihnachtsschmaus
 gemästete Tier, meist ein Schwein, seltener
auch die Weihnachtsgans, mundartlich als Weihnachter.

 

 

QUELLE: WIKIPEDIA